Einfluss von Nahrungsmenge und -qualität auf die Nahrungs- und Habitatwahl
Das Umschwenken von der bevorzugten, aber temporär raren Nahrung auf solche mit geringerer Qualität, aber besserer Verfügbarkeit kann sowohl Energie- als auch Nährstoffflüsse in Ökosystemen verändern, insbesondere wenn damit ein Habitatwechsel, beispielsweise vom Freiwasser in das Sediment, verbunden ist. Diese Strategie kann für eine Population auch bei zwischenzeitlichem Fehlen der bevorzugten Ressource eine Stabilisierung ihrer Populationsdichte und somit einen Konkurrenzvorteil bewirken.
Beispiel omnivore Fische:
So kann bei omnivoren Weißfischen durch den Wechsel zwischen zooplanktischer und detritivorer Ernährungsweise die Verknappung von Zooplankton überbrückt und durch energiearmes Sediment ersetzt werden. Es konnte in einem eutrophem Flachsee gezeigt werden, dass der sommerliche Wechsel kleiner Rotaugen (Rutilus rutilus) von Zooplanktivorie zur Benthivorie insbesondere von der Größenstruktur der zooplanktischen Beutepopulation abhängt und auch bei hohen Zooplanktondichten im Gewässer (v.a. Bosmina longirostris) stattfinden kann. Im Sommer können Rotaugen durch Aufnahme nährstoffreichen Sediments als "seeinterne Nährstoffpumpe" den gewässerinternen Phosphoreintrag in den Wasserkörper deutlich erhöhen.
Beispiel Wasserflöhe:
Ebenso konnte für die Cladocere Daphnia magna gezeigt werden, dass neben Phytoplankton auch Periphyton als alternative Nahrungsressource nutzbar ist. Dies befähigt diese Daphnien dazu, in Zeiten geringer Phytoplanktondichte auf Periphyton umzuschwenken und auf diese Weise ihre Populationsdichte zu stabilisieren. Durch den Beweidungsdruck auf das Periphyton sind Daphnien durchaus in der Lage, dünne Periphytonmatten zu kontrollieren, wie in Mesokosmostudien gezeigt werden konnte.